Inzwischen ist allgemein bekannt, dass unser Immunsystem durch psychische Belastung und Stress geschwächt wird. Viele von uns haben es am eigenen Leib erlebt, dass während oder nach einer emotional anstrengenden Phase eine Erkältung, eine Fieberblase, ein Hautausschlag oder ein anderes gesundheitliches Problem auftritt. Wir wissen also, was unsere körperlichen Abwehrkräfte schwächt, aber viel wichtiger ist die Frage: wie können wir unser Immunsystem stärken?
Positive Einstellung
Auf welche Weise sich äußere Faktoren auf unseren Körper auswirken, hängt zu einem großen Teil davon ab, wie wir diese Faktoren bewerten. So können wir z.B. eine Aufgabe, die wir erledigen müssen, ganz unterschiedlich wahrnehmen, entweder als Stress oder als spannende Herausforderung. Je nachdem welche Einstellung wir zu dieser Aufgabe haben, entsteht ein anderes Gefühl und daher auch andere körperliche Prozesse.
Auch unsere Erwartung spielt eine Rolle. Wenn wir z.B. kalte Füße haben, rechnen wir dann mit einem Schnupfen oder fühlen wir uns robust genug, und die kalten Füße sind uns höchstens lästig? Nachweislich beugt eine optimistische Haltung Erkältungen vor.
Ein Beispiel aus der Praxis
Meine Klientin Frau E. beklagte sich, dass sie in diesem Jahr schon drei Erkältungen gehabt hat - und das, obwohl sie sich sehr gesund ernährt und auch viel Bewegung macht. Es muss nur einmal ein kalter Wind gehen, und schon spürt sie förmlich, dass sie am nächsten Tag Halsweh haben wird. Das trifft dann natürlich auch zu. Dieses Denkmuster, verkürzt gesagt „Wind macht mich krank“, schwächt aber ihr Immunsystem. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Körper sich gegen allseits vorhandene Viren tatsächlich nicht wehren kann, steigt somit.
Frau E. und ich haben dann gemeinsam ein Denkmuster erarbeitet, dass ihren Körper unterstützt. Es lautet: „Mein Körper kann mit Kälte umgehen, meine Abwehrkräfte sind stark.“ Dann gingen wir daran, ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, als auf die drohende Erkältung mit Schmerzen und allem drum und dran. Das fiel ihr zunächst sehr schwer, aber mit etwas Unterstützung fanden wir folgendes: Sie achtet darauf, wie der Wind die Luft sauber macht, und dass sie dadurch freier atmen kann. Sie nimmt wahr, dass die Luft klarer wird, man weiter in die Ferne sieht und die Farben intensiver werden.
Sie konzentriert sich seither auf diese Wahrnehmungen, wenn der Wind bläst und genießt sie. Wenn Gedanken an Halsweh auftauchen, dann lässt sie diese vom Winde verwehen… Diese neuen Denkmuster hat sie immer wieder eingeübt, und seither ist sie tatsächlich weniger oft krank!
Gute Gefühle fördern
Wenn wir glücklich und zufrieden sind, dann sorgt unser Gehirn dafür, dass Glückshormone produziert und in Umlauf gebracht werden. Im Blut werden Fresszellen und Killerzellen hergestellt, die zu unserem Immunsystem gehören. Das alles führt zum Aufbau und zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte. Auf diese Weise kann der Körper eine Reihe von Krankheiten verhindern oder kann sich wirkungsvoll dagegen wehren.
Lachen
ist die beste Medizin, wie wir spätestens seit dem Erfolg der ClownDoctors wissen.
Wissenschaftliche Studien beweisen: Lachen bremst und stoppt die Ausschüttung von schädlichen Stress-Hormonen. Schon 10 Sekunden herzhaftes Lachen haben einen messbaren Effekt! Aber auch wenn Sie nichts zu Lachen haben, können Sie Ihre Neurotransmitter positiv beeinflussen, nämlich indem Sie so tun als ob: 60 sec. lang die Mundwinkel nach oben ziehen und Ihr Gehirn glaubt, dass Sie fröhlich sind – und schon wird der dazu passende Hormoncocktail produziert!
Sich herausfordern
Wenn wir dauerhaft gestresst sind, führt das zu einer Unterdrückung des Immunsystems. Aber das Gegenteil davon, nämlich immer nur entspannt zu sein, ist auch nicht zielführend. Unsere Abwehrsystem braucht auch Herausforderungen. Kurzfristige, aktive Belastungen – etwa eine vorübergehende Prüfungssituation, eine Runde Joggen oder ein herausforderndes Spiel – führen zu einer Aktivierung des Immunsystems. Dann reagiert es mit einem Anstieg bestimmter Abwehrzellen.
Gefühle zulassen
Gefühle enthalten immer eine Botschaft, egal ob sie angenehm oder unangenehm sind. Sie signalisieren uns, dass ein wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt wird. Ärger könnte mir zum Beispiel signalisieren, dass ich nicht respektiert worden bin. Das unangenehme Gefühl spornt uns an zu handeln, damit das innere Gleichgewicht wiederhergestellt wird und wir uns wieder gut fühlen. Wenn wir jedoch die Botschaft nicht wahrnehmen und das Gefühl unterdrücken, bleibt es im Untergrund aktiv. Da jedes Gefühl eine Entsprechung im Körper hat, kann sich das sehr ungünstig auswirken. Wenn negative Emotionen chronisch werden, kann das sogar zu einem höheren Herzinfarkt- und Krebsrisiko beitragen. Darum ist es wichtig, auch schmerzliche Gefühle anzunehmen und zu verstehen. Dann können wir auch danach handeln, z.B. indem wir unseren Standpunkt klar machen. Dann kann sich der Ärger in etwas Positives verwandeln und wir werden stärker und tun etwas für unsere Gesundheit.
Zur Ruhe kommen
Die letzte wichtige Zutat für eine gesunde Abwehrkraft ist das Innehalten. Wir brauchen Herausforderungen, aber wir brauchen auch Pausen, Erholung und Zeit für uns selbst.
Vielleicht möchten Sie dafür Techniken wie autogenes Training oder ihre liebsten Entspannungsübungen zu Hilfe nehmen oder die Meditation „Rad des Gewahrseins“, die ich im Artikel Mich selbst besser verstehen beschreibe. Oder Sie gehen in die Natur oder sie tun einfach gar nichts. Manchmal ist das genau das Richtige.
Mehr dazu, wie Sie Ihr Immunsystem unterstützen können, finden Sie im Beitrag Die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen